GEW Duisburg lehnt Schulfach „Wirtschaft“ ab

Es fehlt an politischer Bildung in Zeiten des erstarkenden Rechtspopulismus

Die GEW Duisburg erteilt den Plänen von Schulministerin Yvonne Gebauer eine Absage und lehnt die Einführung eines Faches Wirtschaft bzw. Wirtschaft/Politik ab. Unser Vorsitzender der GEW in Duisburg, Norbert Müller, bezieht im Interview bei Studio 47 Stellung und erklärt warum.
GEW Duisburg lehnt Schulfach „Wirtschaft“ ab

Foto: Andreas Hermsdorf/pixelio.de

Norbert Müller ist in guter Gesellschaft, wenn er das Fach Wirtschaft ablehnt. „Insbesondere die Pläne, die Anteile an ökonomischer Bildung aus den anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern auszugliedern und in das neue Fach zu überführen, sind kontraproduktiv. Es muss darum gehen, den Schüler*innen wirtschaftliche Themen im Zusammenhang und aus verschiedenen Perspektiven zu vermitteln. Daher ist es nicht sinnvoll, sie auf ein eigenes Fach zu konzentrieren“, erklärte heute GEW-Landesvorsitzende, Dorothea Schäfer. Wirtschaftsbezogene Themen fänden sich bereits ausreichend in den Lehrplänen der Fächer Politik und Sozialwissenschaften bzw. Arbeitslehre.
 
Einer Studie von Prof. Dr. Reinhold Hedtke, Universität Bielefeld, zufolge verbringen Schüler*innen an Gymnasien, Gesamtschulen und Realschulen nur 1 % ihrer Lernzeit mit politischen Themen und haben durchschnittlich nur 20 Sekunden pro Woche Zeit und Gelegenheit, ihre politische Meinung zu äußern bzw. zu diskutieren. Schon jetzt, so weist die Studie aus, ist der Anteil an wirtschaftlichen Themen deutlich größer als der Anteil an politischen Themen.
 
Die GEW-Landesvorsitzende sprach sich vehement für eine Stärkung der politischen Bildung an unseren Schulen aus. „Angesichts dieser Zahlen und aktueller besorgniserregender Befunde zum Thema Demokratiebildung an unseren Schulen brauchen wir dringend eine Stärkung der politischen Bildung. Gerade in Zeiten eines erstarkenden Rechtspopulismus ist ein fundierter Politikunterricht nötiger denn je. Dies bedeutet auch, dass es eine Stärkung der Ausbildung der Politiklehrkräfte braucht, denn Politik ist eines der Fächer, die am häufigsten fachfremd unterrichtet werden.“