Grundschule ohne Lehrkräfte

Lehrkräftemangel

Bis letzten Sommer gab es das Problem für Duisburger Grundschulen nur bei der Suche nach Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen. Seit einem Jahr - und mit einem aktuellem vorläufigem Höhepunkt – werden auch Grundschullehrkräfte vergeblich gesucht.
Grundschule ohne Lehrkräfte

Foto: RainerSturm/pixelio.de

Die Schulen des Gemeinsamen Lernens kannten das Problem schon von der Suche nach Lehrkräften für Sonderpädagogik: Trotz offener Ausschreibungen, liefen die Verfahren “leer”. Nur sehr wenige bewarben sich auf die Stellen, bis zu den Auswahlgesprächen sagten viele Bewerberinnen und Bewerber ab, die angebotenen Stellen wurden nicht angenommen.
Doch seit gut einem Jahr gilt das leider auch in rasant steigender Anzahl für die Ausschreibungen für Grundschullehrkräfte: Auch mit mehreren Wiederholungen (teilweise sogar an Ferientagen) versuchten Auswahlkommissionen der Duisburger Grundschulen die Stellen zu besetzen. Auch hier bewarben sich immer weniger Nachwuchslehrkräfte, zuletzt gab es teilweisesogar überhaupt keine Bewerbungen mehr.
Nach Abschluss der aktuellen Ausschreibungsverfahren der Duisburger Grundschulen in dieser Woche, lässt sich folgende traurige Bilanz ziehen  – es wurden...

  • ...78 A-12-Stellen ausgeschrieben. → Nur 10 Stellen konnten besetzt werden.
  • ...6 Sonderpädagogik-Stellen ausgeschrieben. → Es gab kaum noch Bewerbungen, keine wurde besetzt.
  • ...seit Anfang des Schuljahres wiederholt
  • 9 dringend benötigte Sprachförder-Stellen ausgeschrieben (die Reaktion des MSW auf die Zuzüge von Kindern ohne Deutschkenntnisse)  ausgeschrieben. → Hierzu gab es zuletzt keine einzige Bewerbung mehr.
  • ...14 sehr dringend benötigte Stellen der Vertretungsreserve ausgeschrieben→ Es gingen nur noch zwei Bewerbungen ein, alle 14 Stellen blieben unbesetzt.

Mittlerweile sind leider auch über 115 Planstellen (wegen Elternzeiten und langfristiger Ausfällen) unbesetzt, weil auch die letzten Vertretungslehrkräfte eine feste Stellen bekommen haben.

Wer nur noch Wasser in die Suppe gießt, kann nicht mehr satt werdenDie Situation zu Beginn des Schuljahres 2016/17 wird an den meisten Duisburger Grundschulen (weit über 200 Vakanzen an 75 Grundschulen, wobei die verschiedenen Besetzungsprobleme an einigen Schulen kombiniert auftreten und somit besonders belastend sind) so sein, dass viele um einschneidende Unterrichtskürzungen nicht herumkommen werden.
Leider haben nordrheinwestfälische Schülerinnen und Schüler im Bundesdurchschnitt schon jetzt wenig Unterricht...
Die GEW NRW  hat  Vorschläge zu Umgang mit dem Mangel gemacht (http://www.gew-nrw.de/mein-bildungsbereich/grundschule/detail-grundschule/news/lehrerinnenmangel-an-grundschulen-fuehrt-zu-hohen-belastungen.html), nämlich- mehr Master-Studienplätze zur Verfügung zu stellen (übrigens eine der Hauptursachen des
Problems!),

  • die ungerechte Besoldung der Grundschullehkräfte zu verbessern,
  • die Anerkennung ausländischer Lehrämter zu vereinfachen sowie
  • die Qualitätsanalyse auszusetzen, VERA3 und DELFIN4 abzuschaffen, um dadurch frei werdende Ressourcen nutzen zu können.

Notleidenden Schulämtern (wie Duisburg, Gelsenkirchen u. v. m.) ist aber kurzfristig nur geholfen, wenn die schulscharfen Verfahren landesweit zeitweise ausgesetzt und die fertigen Grundschul-LAA wie früher den Schulämtern  nach Bedarf zugewiesen werden.
Die Zeit für andere Optionen, die möglichst kurzfristig weiterhelfen, scheint leider abgelaufen.
Dass schnell etwas geschehen muss, sollte allen Verantwortlichen klar sein, weil anderenfalls die (ohnehin schon und jetzt zusätzlich) belasteten Grundschul-Kollegien spätestens im Laufe der normalen Winterkrankheitswelle implodieren werden...