Das heißt, es gibt inzwischen mehrere verschiedene Formen des Quereinstiegs:
- als Vertretungskraft mit einem befristeten Vertrag (z.B. Vertretung eine schwangeren Lehrkraft)
- als Seiteneinsteiger (Quereinsteiger) nach vielen befristeten Verträgen über Jahre an einer Schule
- als Seiteneinsteiger(Quereinsteiger mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium in einem der genannten Fächer) Musik, Sport, Englisch, Kunst
Was heißt ohne Vorbildung?
Wenn Lehrkräfte ohne Erfahrung mit Klassen in die Schule kommen, müssen sie erst mal ganz viele Informationen bekommen und am besten erst mal hospitieren um mitzubekommen, worauf zu achten ist.
Sie kennen ggf. kleine Gruppen , weil sie als Ehrenamtliche Kindergruppen geleitet haben, aber dann vor 20-30 Kindern zu stehen und jeden gerecht werden zu wollen, ist schwierig.
Die Kinder müssen Aufgaben erledigen, diese müssen vorbereitet sein und dabei muss auch noch jedes Kind in den Blick genommen werden - das kann keine nicht ausgebildete Kraft ohne Unterstützung durch die erfahrenen Lehrkräfte.
Durch den akuten Lehrermangel melden sich immer mehr nicht pädagogisch vorgebildete Personen, die sich "zutrauen" in der Klasse zu Unterrichten. Manchmal wirklich mit dem Argument: Ich war selbst in der Grundschule, den Stoff kann ich den Kindern beibringen.
Als Schulleitung setzt man dieses Kräfte erst mal in der Deutsch-als zweitsprache-Förderung ein; das sind dann 2 bis 6 Kinder maximal, und die Kinder sollen durch Alltagsgespräche und Rituale lernen, die deutsche Sprache richtig zu nutzen und Vokabeln/Wortschatz zu erlernen, das heißt nicht, dass es dazu kein Fachpersonal braucht, aber statt die Kräfte dann direkt vor eine Klasse zu setzen mit Deutsch- oder Mathematikunterricht , wo sie ggf. mehr falsch machen können, auch wenn die parallel Lehrkraft die Unterrichtsinhalte mit vorbereitet hat.
Die Klassen sind verschieden, die Kinder sind verschieden, damit muss man zurecht kommen.
- Fehlende Fachlichkeit kann zur falschen /fehlerhaften Erklärung von Aufgaben/Sachverhalten führen. Fehlende pädagogische Vorbildung führt zur Überlastung, führt zu Fehleinschätzungen - wie man mit Kindern sprechen sollte, und was nicht zulässig ist.
- Quereinsteiger sind nicht im Umgang mit Eltern- und Elterngesprächen geschult, hier kommt dann zusätzlich Arbeit auf die Schulleitung zu
Wenn eine Quereinsteiger mit einem Fach wie Kunst, Musik, Sport, Englisch eingestellt wurde, erhält sie eine einjährige pädagogische Einführung in ihrem Fach, somit didaktische und methodische Unterstützung für Ihren Unterricht, und zeitgleich müssen sie bereits 23 Unterrichtstunden erteilen.
Oft fehlt aber eine Fachkraft z.B. in Musik haben wir eine erfahrene Lehrkraft, aber keine Fachkraft Musik. Und wenn die Lehrkraft ihre Ausbildung (didaktisch methodisch) im ZfsL in Ihrem Fach nahegearbeitet hat, so kann sie dennoch nicht Mathe , Sachunterricht, Deutsch unterrichten, aber der Bedarf ist da und als Grundschullehrkraft muss in allen Fächern unterrichtet werden, anders als an den Weiterführenden Schulen, wo nur fachbezogen unterrichtet wird.
Wir haben z.B. ein Lehrkraft, die mit auf ein pädagogisches Diplom hin studiert hat, aber die Diplomarbeit nicht geschrieben hat, sondern dann in den Schuldienst gegangen ist,, dort hat sie vorwiegend Deutsch als Zweitsprache unterrichtet, nach mehreren Jahren ha sie einen Antrag auf Entfristung gestellt, nun ist sie unbefristet in der Schule- mit einem kleinen Angestelltengehalt. Aber eine Klassenleitung darf sie allein nicht machen, deshalb unterrichtet sie im Team mit einer Teilzeit-Lehrkraft. Sie benötigt Hilfe bei der Vorbereitung.
Bei der Teamarbeit sonst, können Aufgaben gut aufgeteilt werden, aber da die Lehrkraft keine Ausbildung hat, kann sie nur Aufträge erfüllen und erst mit der Zeit eigene Ideen mit einbringen und vorbereiten.
Was ich mir wünschen würde:
mehr Studienplätze für Grundschullehramt: es gibt zur Zeit zu wenige und belegt mit hohen NC; außerdem für die Seiteneinsteiger eine breitere Fortbildungsmöglichkeit; sprich die Fächer Mathematik und Deutsch müssen mit berücksichtigt werden , denn 2 zügige Grundschulen können mit einer Musiklehrkraft diese Stunden abdecken, die übrigen Stunden müssten Deutsch, Mathematik und Sachunterricht sein können, aber dazu fehlt ihnen die Fortbildung (8-10 Klassen mit je 2 Stunden Musik laut Lehrplan kommt man auf max. 20 Stunden, die übrigen 8 Stunden in Hausaufgabenbetreuung der OGS und Chor und Musik AG, aber wir brauchen doch ein Klassenlehrkraft.
Bei uns geht es, weil alle Klassen eine echte Klassenlehrkraft haben; und eigentlich 3 Quereinsteiger (1 Musikdiplom Frau (Mutter von 4 Kindern) in der pädagogischen Einführung, eine langjährige Vertretungskraft die jetzt unbefristet Beschäftigte (Mutter von 3 Kindern) ist mit abgebrochen pädagogischen Diplom und eine befristet Beschäftigte (Lehramt Studium Sek 2 abgebrochen, voll ausgebildete Kinderkrankenschwester und 3 fache Mutter) - warum halt ich diese Kräfte für geeignet? Sie arbeiten mit, fragen nach, bereiten vor, sehen Aufgaben - haben Ideen; benötigen aber Unterstützung - mehr Quereinsteiger könnten wir nicht bedienen, denn auch eine echte LAA bindet Zeit und hat ein Recht von echten Lehrkräften ausgebildet zu werden.
Fehlende echte Lehrkräfte belasten die echten Lehrkräfte, wenn Klassenlehrer fehlen, da diese dann doppelte Kassenführung übernehmen müssen, rein rechtlich!wie viele Lehrkräfte im Seiteneinstieg kann eine Schule tragen und warum? Jede Klasse benötigt eine Klassenlehrkraft mit richtigen Lehramt.
- Oder meinen Sie, Sie können mal eben auf 20 Hunde gemeinsam aufpassen, Ihnen gerecht werden, weil sie einen Hund zu Hause haben und wissen, was er braucht?
- sie können einen Polizeieinsatz leiten, weil sie schon mal im Fernsehen im Krimi gesehen haben, wie das geht?
- sie können Kinder unterrichten, weil sie 3 Kinder zu Hause haben?
All das ist keine Qualifikation, hilfreich ist eine pädagogische Vorbildung und eine fachliche Ausbildung als Minimum; aber selbst als Vertretungskräfte für Lehrerinnen in Elternzeit gibt es keine adäquaten Ersatz, also greift man auf ungelernte Kräfte zurück, was zunehmend fatale Folgen für unsere Schulkinder hat.
Wir wünschen uns qualifizierte Lehrkräfte, um den Kindern qualifizierten Unterricht zu bieten. Es muss gehandelt werden, die nächsten zwei Jahre sind entgegen der Annahmen und Entwicklungspläne mehr Kinder an den Grundschulen, aber ausgebildete Lehrkräfte viel zu wenig in Sicht.
Die Einstellungsgespräche waren ernüchternd. Quereinsteiger, die Erfahrung mit kleinen Gruppen haben, aber auf Probleme des Alltags nicht vorbereitet sind und sich da keine Gedanken machen;´ Manche meinen im Gespräch, dass sie ja selbst mal in der Grundschule waren und Kinder in der Grundschule haben und daher sich den Deutsch und Matheunterricht mit Leichtigkeit übernehmen könnten.
Andere meinen, wenn man die Kinder im Musikunterricht und Kunstunterricht mit den Künstlern theoretisch auseinandersetzen lässt, bzw. den Kindern was vorspielt, dann klappt das schon - nee, so geht Unterricht gar nicht .
Liebe Eltern, seht ihr da kein Problem? Wo seid ihr? Ist euch egal wer eure Kinder unterrichtet? Wehrt euch und fordert qualifizierte Bildung für eure Kinder – unsere Zukunft!
Anke Rieke
Für GEW Duisburg (siehe auch den Artikel Lückenbüßer in der Welt am Sonntag vom 11.03.2018)